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The Liberation Of Education

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Von den Tieren lernen.
Heute: die Fliege.

— Eine Kurzgeschichte —



Was macht eigentlich so eine Fliege den lieben, langen Tag lang?

Am Anfang meiner Beobachtungen fliegt sie erst einmal vermeintlich wirr in der Luft umher. Ihre Flugbahn verfolgend, frage ich mich, ob sie denn überhaupt wüsste, was sie da gerade tut. Und so fliegt sie ihren harmonisch rundlichen Flug, den man, wenn man ihn zweidimensional auf Papier bringen würde, wohl als – wahrscheinlich wunderbares – Krikkelkrakel bezeichnen würde.

Vielleicht erinnern wir uns: unsere ersten Zeichnungen sahen wahrscheinlich genau so aus. Sounsere Eltern diese aufgehoben haben, können wir das ja einmal überprüfen.

Vielleicht war die ›Flugbahn‹ des gezeichneten Striches aufgrund der im Umgang mit einem Stift noch etwas ungeübten Kinderhand noch etwas weniger elegant als der Parcours dieser Fliege, doch prinzipiell müssten sich Übereinstimmungen erkennen lassen…

Irgendwann landet die Fliege dann auf meiner Hand, um auf meinen Fingern umtriebig auf und ab zu laufen. Immer wieder. Auf und ab und rechts und links und zurück und auf und nochmal und ab und zurück und so weiter. Mein linker Ringfinger scheint es ihr besonders angetan zu haben.

Ich beobachte ihre Route und versuche herauszubekommen, was sie antreibt, so lange wie besessen auf meinen Fingern umherzulaufen. Fressen scheint es da ja nicht viel zu geben – zumindest habe ich vorhin geduscht.

Irgendwann denke ich so bei mir, dass die Fliege doch nun langsam mal fertig damit sein müsste, auf meiner Hand umherzulaufen. Sie war inzwischen so lange hier, dass das Terrain ›Lucas' linke Hand‹ als abschließend erforscht ad acta gelegt werden könnte.

Just diesen Augenblickes setzt die Fliege zum Abflug an, zieht ein paar Kreise und setzt sich auf die Lehne der Bank, auf der ich sitze.

Also beobachte sich sie weiter, wie sie scheinbar ohne Sinn und Verstand ihrer Wege geht. Irgendwie wirken ihre Bewegungen merkwürdig abrupt, also schaue ich noch etwas genauer hin: Sie scheint nach jedem Schritt eine kurze Pause zu machen, es scheint stets einen kurzen Stillstand nach ihren Schritten zu geben.

Aha! Sehr interessant, denkt sich Lucas Holmes. Wenn ein ›Erwachsener‹ das in der Öffentlichkeit machen würde, würde er wahrscheinlich binnen weniger Minuten abgeholt, in eine weiße Jacke gesteckt und irgendwo eingeliefert werden.

Schade eigentlich, ich würde das gerne mal probieren. In der Grinberg-Methode, einer Methode, die eigene Körperwahrnehmung zu schulen, gibt es das sogar. Avi Grinberg nennt es ›Stopping Movement‹. Hmm… hat der Avi sich das etwa von den Fliegen abgeguckt?

Ich beobachte weiter. Nach ein paar Schritten macht die Fliege eine Pause und fängt an, sich den Rüssel zu putzen. Körperpflege, sehr gut. Dann läuft sie wieder etwas hin und her, nur um sich danach erneut den Rüssel zu putzen.

Spannend. Vielleicht sind wir Menschen ja wirklich die am körperpflege-unbewusstesten Lebewesen auf diesem Planeten. Kein Wunder, dass wir alle ›depressiv‹ oder sonstewie ›krank‹ werden, wenn wir uns selbst so vernachlässigen…

Die Fliege verweilt noch ein wenig auf der Lehne, wiederholt jedoch scheinbar nur das, was ich schon entdecken konnte und irgendwann wird ihr ihr dann wohl auch selbst langweilig.

Und so setzt sie zu ihrem Abflug an, um wohl weiter ihre Kreise in die Lüfte zu zeichnen…

Tschüss, liebe Fliege!






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