the liberation of the streets
(from these stupid, stupid election posters)
the streets · and these these stupid, stupid ejection election posters · pt. II
aka.: Inntermezzo mitt POLIZAI.
Vorhin auf dem Nachhauseweg schossen mir wieder eine Unmenge Wahlplakate ins Auge. Oaahh, dachte ich so bei mir, damit sollte wirklich einmal Schluss sein. Wahlwerbung sollte verboten werden. Vielleicht sollte ich tatsächlich einmal eine Online-Petition starten… dachte ich so bei … der nächste Gedanke: ›Weg mit dem Dreck!‹ Also hab bei mir im Block gleich mal angefangen, diese Kunststoffteile mit ihren teilweise hirnentleerten Aussagen von den Laternen zu reißen.
Fein dachte ich, da hat man gleich wieder mehr Blick auf die Bäume. Also entschied ich mich, noch eine Runde zu drehen, damit sozusagen der Weg von meiner Wohnung bis zur U-Bahn wieder wahlplakatfrei ist.
Kurz vor dem Besteigen der letzten Laterne zerren plötzlich Hände an mir »Polizei! Sie sind vorläufig festgenommen.« – »Hinlegen, hinlegen« Die Polizisten drücken mich mit einer gewissen Gewalt auf den Boden, während ich nur mehrfach klar und deutlich sage: »Ich bin doch voll friedlich.«
Während sie eine geraume Weile brauchen, um mir die Handschellen hinter meinem Rücken eng anzulegen, sagt einer der Polizisten zu mir: »Ihnen ist hiermit die Freiheit entzogen.«
Einige Augenblicke später sagt einer von Ihnen, »Stehen Sie auf.« Hmm, dachte ich, mit dem Gesicht auf dem Boden, die Hände in Handschellen auf dem Rücken … mal gucken, wie das funktionieren soll.
Irgendwie hieven sie mich dann hoch, wie genau, habe ich nicht mitbekommen, auf jeden Fall stand ich plötzlich wieder und wurde zu einem ihrer Wagen abgeführt. »Wenn Sie sich ruhig verhalten, gibt's auch keine Dresche« sagte einer von Ihnen.
Ich dachte mir so, dass ich es auch echt scheiße fände, wenn sie jetzt ihre Gewalt an mir auslassen würden, schließlich habe ich ja nur ein paar Wahlplakate aus dem öffentlichen Sichtfeld entfernt.
In ihrem Auto sitzend, fragt mich der vermutlich verantwortliche Polizist, ob ich denn seine Belehrung gehört hätte. Belehrung, denke ich, und deute ihm an, dass er sie bitte noch einmal wiederholen möge. »Ihnen ist die Freiheit entzogen«, wiederholt er seine Worte von eben. Was ist denn hieran eine Belehrung, denke ich so bei mir und nehme das alles so zur Kenntnis.
»Das waren doch nur ein paar Wahlplakate,« sage ich. »Sachbeschädigung ist Sachbeschädigung« erwidert er.
Während die Kollegen draußen in einiger Entfernung vom Einsatzwagen sprechen, höre ich nur Fragmente wie: »Nach Alkohol hat er nicht gerochen … er macht auch nicht den Eindruck, als hätte er Drogen genommen.« Nein, denke ich so bei mir, ich bin ziemlich klar gerade.
Dann höre ich noch »… Befragung … und dann zum LKA 5«. Ay, denke ich, muss ich jetzt etwa im Gefängnis schlafen? Ich habe doch meine Kontaktlinsenflüssigkeit gar nicht dabei.
Kurz darauf öffnet sich die Tür und einer der Kollegen fragt mich, ob ich denn heute Alkohol oder Drogen zu mir genommen hätte. Ich verneine. Daraufhin wird die Tür wieder geschossen.
Minuten später kommt es dann zu der Befragung, vor der ich darüber informiert werde, dass ich mich zu den Fragen nicht äußern müsse, und ob ich mich denn zu ihren Fragen äußern möchte. »Ja, sage ich, sehr gerne.«
Daraufhin fragt er mich, wie es zu der Tat gekommen sei. (An seinen genauen Wortlaut kann ich mich nicht erinnern.)
Ich wäge ein paar Gedanken ab, schließlich bin ich ja hier nicht mit Freunden in der Kneipe, und sage dann, dass »ich finde, dass Wahlwerbung verboten werden sollte. – Ich war auf dem Nachhauseweg und habe mit dem Gedanken gespielt, tatsächlich eine Online-Petition zu starten, damit dem tatsächlich mal so werde…« der Polizist fährt fort: »…und da haben Sie dann schon mal angefangen…«
Damit war die Befragung beendet.
Kurz darauf sind wir noch zu mir, weil ja meine Identität anhand des »hoffentlich noch gültigen Personalausweises« noch überprüft werden sollte. Ein eigenartiges Gefühl, wenn ein Polizist deinen Wohnungsschlüssel in der Hand hat, deine Wohnungstür aufschließt, vor dir deine Wohnung betritt und dann bei dir im Flur steht, um im Portemonnaie deinen Ausweis zu suchen…
Nachdem meine Identität festfgestellt wurde, (wir waren inzwischen in meinem ›Arbeitszimmer‹) nimmt mir der zweite Polizist die Handschellen ab.
Nach dem offensichtlichen Wiedererlangen meiner Freiheit, fragt mich der Verantwortliche noch: »Wohl eine schlechte Minute gehabt?« Hmm, denke ich so bei mir, ›schlecht‹ wäre ja eine Wertung, und ich möchte mir nicht anmaßen, diese Tat zu bewerten. Also überlege ich und sage zu ihm »eine merkwürdige Minute vielleicht«, denn wenn urplötzlich um einen herum nur noch Polizisten und Streifenwagen zu sehen sind, muss ja etwas bemerkenswertes vorgefallen sein.
Er geht herüber zu meiner umfangreichen Brand-Eins-Sammlung, runzelt die Stirn und sagt »Ich halte Sie nicht für einen dummen Menschen.« Ich erwidere: »Ich mich auch nicht.«
Dann spricht er noch von einer »dummen Tat«, ich denke bei mir, dass dies ja schon wieder eine Bewertung wäre und lasse seine Aussage mit einer Art unwissenden Schulterzuckens mehr oder minder unbeantwortet ausklingen.
»Dann wünschen wir Ihnen noch einen schönen Abend.« sagt er, während beide meine Wohnung verlassen. »Vielen Dank,« sage ich, »Ihnen auch« und schließe die Tür hinter ihnen.

Titel: |
Ermittlungsverfahren gegen Sie (Sachbeschädigung) |
Größe: |
21,0 × 29,7 cm |
Material: |
Toner, Kugelschreiber & Locher auf Recyclingpapier |
Seiten: |
1 |
Auflage: |
1 |
Preis: |
1.000.000 Euro |
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R-Innert ihr oich noch, wie (Susi Ocklitz)™ ainst mainte, dass ich aus mainen gannzen Geschichten ainmahl ain Bug™ machen solle?¿??
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