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2014-07-29 · [ samm-dej ]Andreas & Gerd
14-07-29 – Andreas & GerdHeute war ich mal wieder mit dem Rad unterwegs. Bin willkührlich in der Stadt rumgefahren. Ursprünglich wollte ich nur das aufgesammelte Leergut bei Kaiser's um die Ecke abgeben, doch mein Körper wollte mehr Auslauf. Und da ich ihm ja die Vorherrschaft über mein Leben geben möchte, gehorche ich und fahre also nun willkürlich durch die Gegend. Mal rechts lang, mal links lang, dann geradeaus, und dann wieder zurück, dann rechts … und so weiter. Seinen Höhepunkt findet das ganze Unterfangen unweit der o2-Arena, wo ja meistens tatgsüber wenig los ist. Dort ertappe ich mich dann dabei, das Bedürfnis zu haben, im Kreis fahren zu wollen. Ui. Anfangs sträubt sich der Geist mal wieder sehr, will er doch Effizienz, Effektivität, und Ziele erreichen. Willkür und das radeln im Kreis passen da nur wirklich nicht rein. Doch da ich auf mein zuckendes Etwas zunehmend weniger höre, radel ich gar wundervoll in Kreisen die Straße endlang: Zwei Runden rechts rum, zwei Runden links rum, zwei Runden rechts rum, und so weiter. So komme ich schließlich auch Schritt für Schritt vorwärts. Was wohl der Mann denken mag, der gerade — eine Mülltonne transportierend — an mir vorbeigelaufen ist? Nun, die absolute Klimax besteht in gefühlten 30 Kreisen in der selben Richtung am selben Spot, dann taucht der Impuls und Gedanke auf, dass es doch langsam reichen möge, und es fühlt sich gut an, wieder etwas geradliniger fortzufahren. Meine Reise bringt mich zum Ostbahnhof™. Ach, gucke, hier könnt' ich ja auch mein Leergut abgeben. Gesagt, getan. Nachdem der Pfandautomat meine Club-Mate-Flaschen mit rotem Deckel nur mit 8 Cent (anstelle der korrekten 15 Cent) berechnet hat, spreche ich einen Mitarbeiter darauf an. Es sagt, dass er mir selbst nicht helfen könne, doch jemanden holen würde, der hierzu in der Lage sei. Etwas später erscheinen sie also zu zweit, ich erkläre dem Befugten noch einmal kurz den Sachverhalt und wir gehen zum Kassenbereich. Er geht weiter zum Leergut, betritt den Raum hinter den Automaten und kommt kurz darauf zurück. »Ich habe ihre Flaschen gesehen.« Als nächstes wendet er sich der Kassiererin zu und erklärt ihr wiederum den Sachverhalt. Die beiden scherzen kurz, sie gibt mir die 45 Cent heraus und der Mitarbeiter verschwindet im Sauseschritt wieder. In der Kommunikation mit mir wirkte er sehr ruhig, doch so wie er sich aus der Szene entfernt hat, komme ich zu dem Schluss, dass hier wahrscheinlich auch mächtig Stress herrscht, sehr viel zu tun ist und wahrscheinlich stets ein Mietarbeiter zu wenig am Start ist… Doch dies ist eine reine Mutmaßung™… Ich zähle meine Münzen. Was sagt der Kontostand? 55 Cent. Gut, das sollte doch für einen Kräuterquark oder etwas Vergleichbares reichen. Denn klein Luki möchte Kartoffeln mit Quark zum Mittag essen. Also gehe ich zum Lidl nebenan, durchschreite die Gänge in Richtung Kühlregal und spüre eine außergewöhnliche Ruhe im Geschäft. Kaum ein Kunde ist zu sehen, kaum ein Mitarbeiter scheint gerade unterwegs. ›Hier ist gerade alles möglich‹, denke ich so für mich. Und der nächste Gedanke: ›Hier könnte man jetzt den halben Laden ausräumen und keiner würde es merken.‹ Sollte ich etwa nach gefühlten 20 Jahren mal wieder den Ladendieb in mir reaktivieren? Nur, um mal zu gucken, wie ich mit der Angst und allem nach all den Jahren umgehe? Der nächste Gedanke: ›Kinder™-Maxi-King™‹. Gesagt, getan. Eins von diesen lekkeren Dreierpacks in die Hand genommen, weiter gegangen und sicheren Schrittes umit selbsbewusster Bewegung schwupps in der Tasche verschinden lassen. In mir brodelt es … eieiei … Danach suche ich nach dem gewünschten Quark™, finde Sour Cream für genau 55 Cent, denke so: passt, gehe weiter zur Kasse, zahle und verlasse den Banhof. Diese ganze mentale Befreiungsradelei sitzt mir noch immer arg im Nacken und ich fühle mich sehr erschöpft. Also schaue ich mich um und schaue, wo ich mich herniederlassen könnte. Auf der anderen Straßenseite, gegenüber des Banhnhofs beim Parkplatz stehen einige Steinblöcke, die hervorragend zum Sitzen geeignet sind. Doch ich bin so müde, dass ich ich mich irgendwo anlehnen möchte und suche weiter. Da steht noch ein vereinzelter großer Betonklotz, in den mittig eine blaue Metallstange einbetoniert ist. Keine Ahnung, ob diese Stange weiter oben Stromkabel transportiert – wie man es von temporären Ampelanlagen kennt, oder ob ganz oben Wimpel hängen. Ist mir auch egal. Ich will sitzen, Pause machen und meine Beute verzehren. Da sitze ich also auf diesem Betonklotz. Barfuß, mit schwarzer, weit geschnittener Hose aus'm Asia-Sport-Laden und meinem maßgeschneiderten, weißen Hemd. ›Ein Hippie mit Hemd‹, denke ich und muss schmunzeln. Lange bleibe ich nicht allein. Die Bahnhofsgegenden sind ja oft Hauptumschlagplätze für die Bettelleut und deren Freunde. Ein Russe sitzt schon auf einem dieser kleinen Betonblöcke, ein paar Meter weiter. Ich genieße diese drei Träume aus Zucker, Karamell, Milchzeugs mit Nussstreuseln auf Schokoladenummantelung und bin begeistert … wie lekka! Zeitgleich rattert – wie so oft – der gesunde Menschenverstand in mir und plappert: ›Du musst dies essen, unbedingt Salat essen, Säure-Basen-Haushalt, nicht zu viel Zucker, bla, bla, bla…‹ So geht das die ganze Zeit. Dieser Typ in meinem Kopf labert und labert, weiß immer alles besser, hat immer nen Plan, ist immer unzufrieden mit dem, was ist, will immer mehr, will immer alles, und vor allem immer was anderes als das, was gerade ist und woran er sich eigentlich erfreuen könnte. Doch das ist nicht seine Aufgabe. Sich zu freuen gehört nicht zu seinen Aufgaben. Abschalten und genießen gehört nicht zu seinen Aufgaben. Pläne schmieden, Essgewohnheiten optimieren, alles optimieren, kontrolllieren, effizientieren, effektivieren, immer busy, immer wichtig. Ich übe mich in Akzeptanz, Ignoranz und Loslassen. Ein paar von diesen Gedankenreisen und-kreisen später kommt mit gemächlichen Schritten ein Alkoholiker mit seinem Rolli näher. Wirklich aufrecht läuft er nicht mehr … sein Körper scheint ohne Alkoholpegel gar nicht mehr klarzukommen, ein jeder Schritt wirkt schon sehr grobmotorisch, so als würde das gerade noch so funktionieren: Linker Fuß vor, rechter Fuß vor, linker Fuß, rechter Fuß… Zuerst grüßt er den Russen, die beiden wechseln ein paar Worte, dann kommt er zu mir. Wir schütteln die Hände, er sagt ›Erst mal einen Schaps.‹ und fragt mich, ob ich denn auf seine Sachen aufpassen könne. Natürlich, sage ich, und schaue mir seine Sachen etwas genauer an: Ein voll bepackter Hackenporsche mit ein-zwei großen Beuteln, einer Decke und ein, zwei anderen Dingen. ›Wer würde das denn stehlen wollen?‹ frage ich mich. ›Ich gehe erst einmal einkaufen. – Was willst du trinken?‹, fragt er mich. Ich zucke mit den Schultern. Er: ›Schnaps?‹ Ich verneine. ›Bier?‹ ›Nein.‹ ›Cola?‹ Ich will schon wieder nein sagen, doch pausiere kurz … Wann habe ich eigentlich das letzte Mal Cola getrunken? ›Ja, warum nicht?›, antworte ich. ›Groß oder klein,‹ fragt er weiter. ›Egal‹, sage ich. ›Egal hamm se nich‹, sagt er und wiederholt seine Frage: ›Groß oder klein?‹. ›Also wenn sie tatsächlich kein ›egal‹ haben, dann bitte groß.‹ Er nickt, hakt noch einmal nach, ob ich denn auch wirklich auf seine Sachen aufpassen würde. Zur Sicherheit, oder um mir zu zeigen, dass er es ernst meint, greift in seine rechte Hosentasche und hat plötzlich die Hand voll mit einem Batzen an Geldscheinen. Ich bin verdutzt. Doch mein Verstand sagt mir, dass mit den Scheinen irgend etwas nicht stimmt. Doch ich kann nicht genauer hinschauen, denn die Scheine sind schon längst wieder in seiner Hose verschwunden. ›Waren das D-Mark, oder was?‹ Er guckt mich kurz auf eine Art und Weise an, die ich nur schwer interpretieren kann. Entweder, weil ich seinen Trick zu schnell durchschaut habe, oder weil er sich beleidigt fühlt, weil ich ihm nicht zutraue, die Hosentasche voller Geld zu haben. Er setzt sich in Bewegung Richtung Schnapskauf und ich hänge mit Interesse meinem letzten Gedanken nach. Und dem sich darin offenbarenden Vorurteil: Alkoholiker + Bettler = arm. Doch das muss ja nicht zwangsläufig immer so sein, nur weil man oft glaubt, dass dem immer so sei. Spannend, denke ich, wieder was gelernt: ›You never know.‹ Mir fällt die Geschichte wieder ein, die irgendwann einmal auf facebook die Runde machte: Ein berühmter Violinist markiert in einer Shopping-Mall den Straßenmusiker. Und was machen die Leute? Sie hecheln vorbei. Alle. Nur ein Kind soll stehen geblieben sein und ihm zugehört haben, bis es – wahrscheinlich – von seiner Mutter auch weiter gezerrt wurde. Ich könnte mir gut vorstellen, dass die selben Menschen, die hier achtlos, unaufmerksam ›mentally-busy‹ an ihm vorbeigehetzt sind, dann am selben Abend für sein Konzert 100 Euro oder mehr ausgegeben haben. Ach ja, da war sie wieder: Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins. Nach einer Weile kommt er wieder. Mit einer großen Flasche Korn und einer großen Flasche Zuckerwasser aus dem Hause Coca Cola in seinen Händen. Er setzt sich zu mir auf den Betonblock. Ich bedanke mich und wir prosten uns zu. ›Ich musste 'ne ganze Weile nach der Cola suchen‹ sagt er. ›Ja‹ lache ich, ›dass du nicht weißt, wo die Cola steht, ist mir klar.‹ Sein ›Klarer‹ macht mich neugierig. ›Darf ich mal kosten?‹ Er nickt. Ich probiere den Schnaps, denke ›Ups … auf nüchternen Magen … das kann ja heiter werden‹ und koste und lasse das mir bis dato unbekannte Geschmackserlebnis wirken… ›Das schmeckt ja wie verdünnter Wodka‹ sage ich. Dazu sagt er nichts. Ich schaue auf das Etikett auf der Rückseite: 30%. Ah ja, vielleicht ist das ja der Unterschied. Zehn Prozent weniger Alkohol. Das macht vielleicht 10 Prozent mehr Wasser, und das würde dann wiederum meine Empfindung des verdünnten Wodkas erklären. Dann kommen zwei weitere Straßenmenschen auf uns zu, die sich scheinbar irgendwie damit arrangiert haben, dass gerade sonst keine weiteren Freunde am Start sind. Denn die beiden pflaumen sich an. Er tut so, als wär sie ›seine Alte‹, sie wiederum stellt immer wieder klar, dass er sich das alles nur einbilden würde. Wir stellen uns vor: Er ist Gerd. Ihren Namen habe ich vergessen. Andreas und er kennen sich schon lange. Und Gerd ist in Stänkerlaune. Er macht sich über Andreas und sein Basecap lustig. Es ist von einem einem Sportverein aus Schöneiche. Mir ist das ziemlich egal. Also schaue ich auf sein Basecap: Adidas. Also sage ich zu ihm, dass ich gerade nicht wirklich weiß, ob das Basecap von einem Konzern wie Adidas nun wirklich cooler sei als das von ein paar vermeintlich harmlosen Fußballern hinter den Grenzen der Stadt… Gerd fragt Andreas, ob er ihm einen Euro für Zigaretten geben könne. Ohne erkennbare emotionale Regung holt Andreas Kleingeld aus seiner Hosentasche, sucht kurz und drückt Gerd die gewünschte Münze in die Hand. Kurz darauf stichelt Gerd weiter, dass Andreas ja schon so im Arsch sei, dass er kaum noch stehen könne, dass er selbst als Biertrinker ja so viel besser sei, als Gerd mit seinem Hard-Alk, dann noch ein paar mal das harmlose Basecap und so weiter. ›Was ist denn das für ne negative Energie hier?‹ frage ich so in die Runde. Doch auch das glättet die Wogen nur kurz. Wie wir darauf gekommen sind, weiß ich nicht mehr, doch irgendwann haut Gerd dann raus: ›Gott gibt es nicht.‹ Ich erwidere sofort: ›Doch, natürlich.‹ Gerd ist verdutzt und erwidert: ›Also mir hat er sich noch nicht vorgestellt.‹ ›Bist du Gott schonmal begegnet?‹ fragt er mich kurz darauf. ›Klar,‹ sage ich, ›täglich.‹ Stille. Da ich merke, die Runde mit meiner Klarheit gerade etwas gesprengt zu haben, möchte ich noch ein paar mit sanfterer Stimme ummantelte erklärende Worte hinterherschicken: ›Gott ist halt kein alter, grauhaariger Mann mit Bart, der da oben im Himmel hinter 'ner großen Holztür sitzt und darauf wartet, dass wir klopfen.‹ Gerd wiederholt einzelne meiner Worte leise: ›…alter Mann … mit Bart…‹. Ob meine Botschaft ihn tatsächlich erreicht hat, vermag ich nicht zu sagen, doch mein Auftrag hier ist erfüllt und so setze ich mich wenig später in Bewegung. Also springe ich spontan auf und verabschiede mich zuerst von dem Russen, denn in der Zwischenzeit ist er ein, zwei Mal zu uns rübergekommen. Doch aufgrund der Sprachbarrieren war er beide Male auch recht schnell wieder weg. Doch er war – im Gegensatz zu Gerd und Andreas – die ganze Zeit friedlich, freundlich und positiv. Sein Händedruck ist so unerwartet stark, dass ich überrascht zucken muss. Wir lächeln uns zu, symbolisieren uns, dass wir uns freuen, unsere Bekanntschaft gemacht zu haben. Selbst wenn wir nicht viel gesprochen haben. Dann wende ich mich den Dreien zu. wir schütteln die Hände, ich sage noch, dass wir uns bestimmt wiedersehen würden, schließe mein Rad ab und fahre los. Heime. Mittag machen. Kartoffeln mit Quark.
Gift ist das Hier. Hier hasste. Hier hasste sie. Sie. Die Böhsen™:
Schwerpunngkt-Augenöffner: »Mutter™-Gesellenschaf-Schafft: Nestlé™.
» das ewige Leben «
Der Tod™ waiß noch nicht wass ehr will.
13:05:42
si raffen kaum komm ich inn die küche, umm was zu machen, beschißet sie mich damitt, opp ich denn auch glaich noch n Teller Suppe essen wyllte. Dabai stinngkt das gannze Haus schohn sait ner hallebn Stunnde foll pe-ne-trannt™ nach dieser krassen Maggi™-Krümelsuppen™-Geschmacksverstärker-Hoechst-Inndustrie-GifftGott-Bommbe. hochgifftich-/verrgiffungs/-kaits-trackt™.///
wer hatt denn den Klingelthoohn des ellternhoislichen Thelefouns ummprogrammiehrt? Ditt klinng-ellt jettzt doit·l·ich lannngsahmer.
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