the liberation of/f/rom greed
Part 1 · Part 2 · zu viele Nullen
2015-01
Support Your Hero
— Eine Kurzgeschichte —
© Robert Paul Kothe
Dreimal in Folge hat Alice Phoebe Lou auf Facebook um Support für Ihr Solo-Debüt gebeten.
Das lässt sich der von ihr durchweg begeisterte Phonector-Käptn nicht zweimal sagen – denn das wären dann ja schon sechsmal! – und es beginnt in seinen Gehirnhälften zu rattern:
Wir sollen ihr Live-Album kaufen … hmmm … hab ich schon … ne Crowdfunding-Kampagne? … gibt's nicht … hmm … was tun? … grübel …
Dann dämmert es:
Dann kaufe ich das Download-Album halt nochmal! – Das verursacht keine Kosten und das Geld kommt da an, wo es hingehört: bei Alice.
Cool!, denkt er sich … und klickt vor seinem geistigen Auge im Online-Shop auf die Bestellanzahl: takk-takk-takk-takk-takk-takk-takk. Daraufhin zückt er die linke Hand und zählt nach: takk-takk-takk-takk-takk-takk-takk – das macht sieben. Cool. Super Zahl! 7 mal 8 sind 56 Euro. Auch cool! Korrekte Summe!
Also schwupp, rein ins Netz und bestellt.
Done.
Nice!
*freu*
Normalerweise wäre jetzt Ruhe … doch nicht so bei unserem Käptn!
56 Euro … war das etwa schon alles? Da geht doch bestimmt noch was, oder? Was ist denn das Maximum? Hmm … wahrscheinlich man kann 99 als größtmögliche Bestellmenge angeben … 99 gekaufte Alben … das wär schon geil!
99 mal 8 sind 792 Euro. Fett! Das ist doch mal ne Summe! Doch die hat der Käptn gar nicht – denn der Käptn hat Schulden, viele Schulden.
»Egal! Einfach machen!« rufen hysterisch-freudestrahlend und voller Begeisterung die hüpfenden Stimmen in ihm.
Doch dann kommt diese andere Stimme – die das überhitzige Gemüt zu beruhigen versucht: »Die Idee ist toll, ja,.« sagt sie, »Phoebe ist auch toll, ja, doch du bist pleite, sieh's doch endlich ein! Du hast kein Geld – und bis bei Phonector Geld reinkommt, werden noch ein-zwei Jahre vergehen. Also beruhige dich bitte und lass diesen Quatsch!«
»Nein! Quatsch ist toll!« entgegnet überschwänglich die hüpfende Stimme. »Wenn Leben sinnlos ist, sollten wir möglichst viel Sinnloses tun, um möglichst lebendig zu sein!« versucht sie die Vernunft mit ihren eigenen Mitteln zu überrumpeln.
Diese fährt stoisch mit der ihr innewohnenden Bodenständigkeit fort: »Die Idee ist toll, doch du musst darauf nicht reagieren. Du musst auf überhaupt nichts reagieren. Was nicht geht, geht nicht.« – »Na aber, na aber…« hüpft des Käptns begeisterte Stimme unbeirrbar weiter: »Ich will das! … und Käptn Peng hat gesagt, wir sollen einzig den Regeln unserer Herzen gehorchen!«
»Na aber, na aber…« entgegnet daraufhin nun die Vernunft, die langsam merkt, dass sie in diesem Fall wohl klein beigeben muss … mit jedem Flehen, Betteln, Winseln und noch so sinnvollem Argumentieren scheint sie nur mehr und mehr an Überzeugungskraft zu verlieren…
Der Käptn wälzt sich unruhig im Bett und beobachtet das illustre interne Treiben bis hin zum: »Ach, fuck it!«.
Daraufhin schnappt er sich den Laptop, geht zu Phoebe's Online-Shop, klickt von 1 bis zur 99 hoch und spürt die Angst in ihm exponentiell zur wachsenden Stückzahl ansteigen… »Aaaaaalter! Du bist pleeeeite!« wettert es laut und verstört von ganz tief drinnen. »Bist du verrückt? Hör auf!«
Die Stimme in ihm beginnt zu weinen: »Lass das!«
Doch keine Chance! Der Käptn wär kein Käptn, wenn er jetzt klein beigeben würde. Und so klickt er den Bestell-Button. Bääähm!
Jetzt seid ihr dran!
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